Undank Am Ende Deines jungen Lebens habe ich ein Versprechen abgegeben. Für Kinder, die Du einst geboren, zu sorgen, habe ich geschworen. Dein Tod war viel zu früh gekommen, ich hab´ mich Deiner Kinder angenommen. Ich hab´ gesorgt bei Tag und bei Nacht, habe sie erfolgreich durch´s  Studium gebracht. Das Versprechen an meine Schwester – ich löste es ein – mein Gewissen vor Gott kann reiner nicht sein. Doch dann hat das Schicksal mir übel mitgespielt, auch ich habe die Hand des Todes gefühlt. Ich hoffte auf Beistand, Trost und Versteh´n, doch keines der Kinder hab´ ich am Krankenbett geseh´n. Zwanzig Jahre meines Lebens habe ich ihnen geschenkt, doch heute, im Alter, keines mehr an mich denkt. Nach dem Tod ihrer Eltern waren sie hilflos und klein. Als Erwachsene können Kinder grausam und undankbar sein. © VR